Streuobstwiesen sind „hot spots“ der Biodiversität: Über 5.000 Tier und Pflanzenarten sowie rund 3000 Obstsorten zeigen die enorme biologische Vielfalt dieses strukturreichen Lebensraumes gerade auch für gefährdete und zu schützende Arten wie z.B. in Nordrhein-Westfalen Gartenrotschwanz, Grünspecht und insbesondere Steinkauz. Um die Streuobstbestände im Kreis Lippe und Maßnahmen zu deren Erhaltung zu fördern und stärker in den Focus der Öffentlichkeit zu bringen, ist ein neues Projekt an den Start gegangen. Seit Mitte August 2016 betreut Vanessa Kowarsch, Obstbaumwartin und Pädagogin, das Projekt “Lebendige Landschaft Streuobstwiese“.
In diesem zweijährigen Projekt sollen modellhaft Ideen erarbeitet und umgesetzt werden. Die Stelle ist bei der NABU Umweltbildungsstätte Rolfscher Hof in Berlebeck angesiedelt, Arbeitgeber ist der NABU Lippe. Ermöglicht und gefördert wurde das Projekt von der Umweltstiftung Lippe, dem Netzwerk Lippe und dem Jobcenter.
Vanessa Kowarsch hat schon seit Jahren als Aktive bei der Initiative Hollerbusch im kleinen Rahmen Veranstaltungen auf Streuobstwiesen in der Region angeboten. Sie hatte die Idee zu diesem Projekt, arbeitete ein Skizze aus und legte diese dem Landrat Dr. Axel Lehmann im November 2015 vor. Dieser beauftragte dann Thomas Jeckel, Geschäftsführer vom Netzwerk Lippe, mit der weiteren Koordination. Jeckel konnte die oben genannten Förderer für das Projekt gewinnen, es dauerte bis Frühsommer 2016, bis die Stelle der Streuobstwiesenbeauftragten konkret wurde.
Damit ein effektives Netzwerk zu dem Thema aufgebaut werden kann, ist ein Beirat für diese Stelle eingerichtet worden. Dieser besteht aus Vorstandsmitgliedern des BUND Lemgo, des NABU Lippe, der Geschäftsführerin des Rolfschen Hofes Lydia Bünger und Matthias Füller, Leiter der Biologischen Station Lippe. Durch diesen Beirat ist eine hohe fachliche Kompetenz gegeben, ebenfalls wird das Thema breit in Lippe aufgestellt.
Streuobstwiesen sind eine wunderbare und erlebnisreiche Kulturlandschaft mit alter Tradition auch in Lippe. Oftmals befinden sich diese jedoch in einem sehr schlechten Pflegezustand. Zum
einen liegt es daran, dass das alte Wissen um die Pflege dieser Bäume kaum noch vorhanden ist. Zum anderen werden nur Flächen gepflegt und erhalten, die in der Nutzung sind. Viele dieser Flächen sind mittlerweile verwaist und werden nicht mehr bewirtschaftet. Das reife Obst fällt im Herbst einfach vom Baum.
Im Rahmen dieses Projektes werden verschiedene Veranstaltungen ganzjährig auf den Wiesen angeboten. Themen sind z.B. Obsternte und -verwertung, Baumschnitt, Sortenvielfalt, ornithologische Wanderungen, Bau von Nisthilfen, Bienen und Imkerei aber auch Veranstaltungen wie Picknicks auf der Obstwiese, Familientage, Erlebnisspaziergänge und das Klassenzimmer im Grünen (eine Kooperation mit regionalen Grundschulen). Heimatvereine, Schulen, Initiativen, etc. die gerne vor Ort zu diesem Thema aktiv werden möchten, können sich im Rahmen des Projektes beraten lassen. Gemeinsam können weitere Aktionen und Veranstaltungen umgesetzt werden.
Text: Vanessa Kowarsch, NABU Umweltbildungsstätte Rolfscher Hof